Geschichte des Vereins

Geschichte des Vereins «Arbeitsgemeinschaft Koevolution» und des ökologisch-systemischen Ansatzes

Mit seinem Bestseller «Die Zweierbeziehung» und dem Folgewerk «Therapie der Zweierbeziehung» gelang Jürg Willi bereits ab 1975 einen Durchbruch mit dem Kollusionskonzept für Paare, welches weltweit Beachtung fand und bis heute in veränderterer Form Teil des ökologisch-koevolutiven Ansatzes im Verein und Institut ist.

Bereits 1980-1981 führte Jürg Willi zusammen mit Klaus Buddeberg und seiner Frau Weiterbildungskurs für ÄrzttInnen in Paar- und Familientherapie durch, als erster im deutschsprachigen Raum. Seine OberärztInnen und OberpsychologInnen waren im lockeren Verbund an diesen Kursen beteiligt, zunächst als Teinehmende, dann als DozentInnen. 1984 sind Robert Frei, Bernhard Limacher sowie Regula Hotz und später auch Astrid Riehl-Emde und Georg Hänny an der Polyklinik in die DozentInnentätigkeit eingestiegen, nachdem sie selber den Kurs erfolgreich abgeschlossen hatten. Der Paar- und Familientherapiekurs lief damals über 2 Jahre.

Die DozentInnen trafen sich jeden Dienstagnachmittag um die Kurse vorzubereiten und das Konzept weiter zu entwickeln. Das Team der DozentInnen wollte zunehmend das Konzept der Kollusion verlassen und entwicklungsorientiere, zukunftsorientiert Ansätze verfolgen. Sie entwickelten Module für strukturierte Erstgespräche und versuchten einen Plan für die gesamte Arbeit mit dem Paar und der Familie zu etablieren. Wesentlich durch Ideen von Robert Frei sind die Schritte vom Fokus aufgebaut worden. Sie wurden im DozentInnenteam bearbeitet und in einen koevolutives Behandlungskonzept integriert.

So konnte Jürg Willi 1985 das Buch «Koevolution die Kunst gemeinsamen Wachsens» veröffentlichen. Hier wurde das Konzept grundgelegt, welches das Fundament für die Vereinsgründung 4 Jahre später bildete und für die Namensgebung des Vereins Pate stand.

Das Buch «Was hält Paare zusammen» wurde 1991 von Jürg Willi herausgegeben. Es enthielt ebenfalls die Ergebnisse der Konzeptarbeit des gesamten DozentInnenteams.

Ab 1992 wurden ausserdem Grundkurse und Fortbildungskurse zur ökologischen Einzeltherapie in das Angebot der Paar- und Familientherapiekurse integriert.

Gründermütter und Gründerväter der Arbeitsgemeinschaft Koevolution

Im Oktober 1994 trat das Team um Jürg Willi (Dr. phil. Robert Frei, Dr. med. Regula Hotz, lic. phil. Bernhard Limacher, Dr. med. Georg Hänny, Prof. Dr. phil Astrid Riehl-Emde (Organisatorin),) am internationalen Kongress „Koevolution – Zusammenleben und persönliche Entwicklung“ – mit dem koevolutiven Konzept für die Einzel-, Paar- und Familientherapie an die Öffentlichkeit und stellte sich dort den kritischen Fragen zur Koevolution, dem Fokus und der Methode der Konstruktdifferenzierung. Hier wurde unter anderem mit Rosmarie Welter-Enderlin (Begründerin des Meilener Instituts), Duss-von-Werdt (Begründer des Instituts für Ehe und Familie) und Manfred Cierpka für einen spannenden, kontroversen Diskurs (zwischen verschiedenen systemischen Ansätzen gesorgt. Plenarvorträge mit E.A. Carter New York, M. D. Kahn Connecticut, H. M. Emrich Hannover regten ebenso zur Diskussion an. Dies war das erste Mal, dass das Konzept der Koevolution einem öffentlichen Diskurs ausgesetzt wurde. Laut Robert Frei gab es viel Zuspruch aber auch heftige Kritik.

Im Jahr 1996 schrieb Jürg Willi das Lehrbuch «Ökologische Psychotherapie» in dem das Konzept der stützenden Therapie mit der Nischenarbeit und das koevolutive Konzept dargestellt wurde.

Gründermütter und Gründerväter 1996 von li nach re:
Oben: R. Frei, R. Hotz, Ch. Wüthrich, A. Riehl-Emde, G. Hänny.
Unten: B. Limacher, R. Allamand Mattmann und J. Willi

Nach der Vereinsgründung der „Arbeitsgemeinschaft Koevolution“ am 10.12.1996  (von Ruth Allamand Mattmann, Robert Frei, Georg Hänny,  Regula Hotz, Bernhard Limacher, Astrid Riehl- Emde, Jürg Willi, Christian Wüthrich) und mit der Entwicklung des Fokuskonzeptes (Erarbeitung eines entwicklungsorientierten Fallverständnisses), wurden Kurse in Einzel- Paar und Familientherapie an der Psychiatrischen Poliklinik der Universitätsklinik Zürich angeboten, wo Professor Willi der Ärztliche Direktor war.

1999 internationaler  Kongress Lebensläufe Liebesläufe, die Bedeutung von Liebensbeziehungen von Astrid Riehl Emde organisiert worden. Zu Ehren von Jürg’s 65. Geburtstag. 

Institutsgründung

Die Gründung des Instituts für Ökologisch-systemische Therapie (IÖST) wurde nach der Emeritierung von Jürg Willi, gemeinsam mit seinem Team, 1999 an der Klosbachstrasse 123 in Zürich realisiert.

Astrid Riehl Emde folgte einem Ruf an die Universität Heidelberg. Edi Günther unterstützte zeitweilig das DozentInnenteam

Im einen Stock waren die Praxisräume von Jürg, Robert und Bernhard und das Sekretariat vom Verein und Institut befand sich im obersten Stock unter dem Dach.

Die gemütlichen Kursräume mit Dachschrägen, Blick über Zürich und bis zum See und einer Dachterrasse, die zu Beginn aus Sicherheitsbedenken den KursteilnehmerInnen leider gar nicht zugänglich war.

Das DozentInnenteam (kurz das Team) war traditionsgemäss immer der gewählte Vorstand des Vereins. Verein und Institut waren damals so klein, dass es ausser dem Vorstand (Team) kaum Mitglieder gab (Edi Günther zum Beispiel). Bis zum Austritt von Jürg aus dem Team wurde das Institut und der Verein somit vom Team als Vorstand geführt.

Ab 2000 war Hadmud Prün als Dozentin mit im Team und in den Vorstand durch die Mitgliederversammlung gewählt. Edi Günther zog sich aus der Dozententätigkeit und aus dem Verein ab 2001 zurück. 2003 trat Helke Bruchhaus Steinert als Dozentin und Teammitglied dem Verein bei und war mit ihrer Praxis in den Räumen an der Klosbachstrasse 123.

Jürg Willi schrieb 2002 das Buch «Psychologie der Liebe» und 2007 das Buch «Wendepunkte im Lebenslauf». Alle Bücher die Jürg schrieb wurden auch weiterhin im DozentInnenteam ausgiebig diskutiert. Viele Gedanken und Ideen der Teammitglieder sind drum in all seine Bücher eingeflossen. Jürgs Begabung bestand darin das zusammen zu fassen was miteinander entwickelt wurde. Obwohl Jürg sich das immer gewünscht hatte, waren die anderen Teammitglieder wenig bis gar nicht daran interessiert selber etwas zu publizieren. Immerhin konnte 2005 das Buch von Bernhard Limacher und Jürg Willi realisiert werden «Wenn die Liebe schwindet».

2004, zu Ehren von Jürgs 70. Geburtstag, wurde der Kongress «Paartherapie- im Fokus die Liebe» wesentlich von Helke Bruchhaus Steinert realisiert.

Unter Mitwirkung von David Schnarch (Evergreen USA), Arnold Retzer (Heidelberg), Ulrich Clement (Heidelberg), Bernhard Ludwig (Wien), Gunter Schmidt ( Hamburg), Astrid Riehl-Emde (Heidelberg), Gunther Schmidt (Heidelberg) und mit verschiedenen Workshops von erfahrenen PsychotherapeutInnen aus der Schweiz (Guy Bodemann, Viktor Meyer, Monika Schäppi, Stefan Büchi und Sebastian Haas) war dies erneut ein internationaler Fachaustausch und der koevolutive Ansatz näherte sich der Systemischen Therapie immer mehr an.

Ab 2006 wurde Esther Baumann neu ins Team/ Vorstand gewählt.
(von li nach re: oben: B. Limacher, R. Allamand Mattmann, Ch. Wüthrich, H. Bruchhaus Steinert, R. Frei. Unten: B. Sangvik-Tschumi, J. Willi, E. Baumann, H. Prün)

2009 verliess Jürg Willi das Institut, das Leitungsteam und den Verein und ging krankheitshalber in den wohlverdienten Ruhestand. 2019 verstarb er nach langer schwerer Krankheit.

Nachdem Jürg die Leitung des Vereins und des Teams abgegeben hatte, bildete der Vorstand des Vereins 2009 eine drei-köpfige Geschäftsleitung aus Robert Frei, Bernhard Limacher und Helke Bruchhaus Steinert, welche das Institut operativ führten. Die strategische Führung lag weiterhin, entsprechend der Statuten, beim von der Mitgliederversammlung gewählten Vorstand des Vereins, der traditionsgemäss immer aus den amtierenden DozentInnen bestand. Am 1.7.2009 wurde der Untermietvertrag mit dem Meilener Institut abgeschlossen. Ab da arbeiteten beide Institute an der Klossbachstrasse zu getrennten Zeiten. Eine win-win-Situation, weil die Räume vorher nicht ausgelastet waren. 2009 und 2010 wurden keine Kurse angeboten und an der Umstrukturierung der Weiterbildung nach dem Ausscheiden von Jürg gearbeitet. Der systemisch-lösungsorientierte Ansatz erhielt einen grösseren Stellenwert. Der ökologisch-koevolutive Ansatz wurde aber nie ganz verlassen.

2009- 2010 wurde das DozentInnenteam, welches gleichzeitig als Vorstand des Vereins gewählt war, um 4 Personen erweitert.

Neben Robert Frei, Bernhard Limacher, Ruth Alleman, Helke Bruchhaus und Christian Wüthrich, wurden neu Sebastian Haas, Yvonne Imlauer, Bernadette Ruhwinkel, Barbara Walder, als DozentInnen ernannt und als Vorstandsmitglieder von der Mitgliederversammlung gewählt.

2014 kam es zur zweiten grossen Teamerweiterung. Barbara Ganz und Susanne Pickert wurden ins DozentInnenteam aufgenommen und in den Vorstand gewählt, mit der Idee, dass sie beim ersten Akkreditierungsverfahren des BAG Robert Frei zur Seite stehen würden.

2014 wurde auch die ärztliche Psychotherapieausbildung an der Universität Zürich aufgebaut. Dies hatte zur Folge, dass die Psychotherapieausbildung, welche früher immer von sehr vielen ÄrztInnen besucht wurde, nun hauptsächlich von PsychologInnen gebucht war.

Diese Konkurrenz ist für unser Institut immer noch spürbar.

2014 wurde die Geschäftsleitung (Robert, Bernhard und Helke) um Bernadette erweitert. Dies geschah, weil Bernhard für Januar 2015 seinen Rücktritt aus der GL bekanntgegeben hatte.

Im Juni 2016 traten die alten Teammitglieder (Ruth Allamann, Christian Wüthrich, Robert Frei und Bernhard Limacher) aus der Tätigkeit im DozentInneteam und dem Vorstand zurück. Robert Frei blieb als einziger der «alten Garde» noch in der Geschäftsleitung um die Akkreditierung beim BAG durchzufechten. Raphael Kurzawa wurde ins Team und als Dozent gewählt.

Vorstand und DozentInnenteam 2016:
(von li nach re) S. Pickert, B. Ruhwinkel, S. Haas, Y. Imlauer, R. Kuzawa, H. Bruchhaus Steinert, B. Ganz und B. Walder.

2016 – 2018 lief das erste Akkreditierungsverfahren mit dem FSP als verantwortlicher Organisation zu Handen vom BAG. Robert Frei hat diese Akkreditierung zusammen mit Barbara Ganz und der Geschäftsleitung und durch die Unterstützung der FSP erkämpft. Robert Frei trat anschliessend aus der GL zurück und steht seither weiterhin als Prüfer bei Graduierungsprüfungen dem Institut zur Verfügung. Er ist mit Margaretha Dubach (Frau von Jürg Willi) Ehrenmitglied im Verein. 2018 verliess auch das Meilener Institut die Räume an der Klosbachstrasse und wechselte zur Stockerstrasse in Zürich.

Vorstand 2019 von li nach re: Susanne Pickert, Sebastian Haas, Helke Bruchhaus Steinert, Barbara Walder (Rücktritt), Bernadette Ruhwinkel, Raphael Kuzawa, Barbara Ganz, Yvonne Imlauer (Rücktritt)

Nach erfolgreicher Akkreditierung löste sich 2019 die Geschäftsleitung (bestehend aus Helke, Barbara und Bernadette) ganz auf. Die operativen Aufgaben der GL wurden in Ressortaufgaben aufgeteilt auf alle Vorstandsmitglieder (Sebastian, Raphael, Susanne, Barbara, Helke und Bernadette) aufgeteilt. Somit war die operative Arbeit, die mit der Akkreditierung deutlich zugenommen hatte, auf mehr Schultern verteilt. Barbara Walder trat im Zuge dieser Umstrukturierung aus der Vorstandsarbeit ganz aus und auch als Dozentin zurück. Yvonne Imlauer trat von ihren Aufgaben im Vorstand zurück, blieb aber aktiv als Dozentin und Supervisorin am Institut. Die alte Geschäftsleitung konnte so entlastet werden. Dieser Umstrukturierungsprozess wurde von Yvonne Purtschert als Organisationsentwicklerin unterstützt.

Vorstand 2020 Sebastian Haas, Bernadette Ruhwinkel, Barbara Ganz

Nach einer erneuten Umstrukturierung, aufgrund von 3 Rücktritten (Helke, Raphael und Susanne) aus dem Vorstandsteam, blieben ab 2020 Sebastian Haas, Barbara Ganz, und Bernadette Ruhwinkel als Vorstand des Vereins AG Koevolution zurück. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wurden die Statuten intensiv geprüft um die Strukturen des Vereins genauso umzusetzen, wie von den GründerInnen vorgesehen. Wichtige Anpassungen (Unterscheidung von Fach- und Ehrenmitglieder) wurden vorgenommen und von der Mitgliederversammlung einhellig bestätigt. Die Arbeitslast erwiess sich für den neuen Vorstand sehr bald als viel zu hoch, deshalb wurden Lukas Scherer 2020 für die Finanzen und Maria Kapossy 2021 als Aktuarin in den folgenden Jahren in den Vorstand gewählt. Auch die Tradition, dass alle DozentInnen des Instituts Vorstandsmitglieder sind, wurde nicht fortgeführt. Das Institut bildet heute so viel mehr PsychotherapeutInnen aus, dass die Zahl der DozentInnen deutlich zugenommen hat.

Vorstand der AG Koevolution und Institutsleitung ab 2022
(von li nach re: L. Scherer, M. Kapossy, B. Ruhwinkel, S. Haas, B. Ganz

Kursangebote:

Bereits im Übergang von der Culmannstrasse zur Klosbachstrasse wurden Grundkurse und Workshops angeboten, als Vorbereitung des ersten Aufbaukurses in Einzel- Paar und Familientherapie, der 1999 als Pionierkurs am Institut, der eine FMH- und FSP-Anerkennung erhielt, begann. In diesem ersten Ausbildungsgang (2000er Kurs) waren unter anderem Sebastian Haas (aktueller Co-Präsident vom Verein, Dozent und Supervisor), Anita Realini (Rekurskommision), Esther Baumann (ehem. Dozentin und Rechnungsprüferin) und Bernadette Ruhwinkel (ehem. Co-Präsidentin und aktuell Dozentin und Supervsorin) als TeilnehmerInnen vertreten. Im darauffolgenden Kurs (2001) waren aktive Vereinsmitglieder und Dozentinnen wie Gaby Schief (Dozentin und Supervisorin), Yvonne Imlauer (ehem. GL-Mitglied und Supervisorin), Lukas Scherer (ehemaliges Vorstandsmitglied und aktiver Dozent und Supervisor), Thomas Ziegler (Rechnungsprüfung), Jan Holder (Vorstand und Dozent) und Barbara Ganz (Institutsleitung, Dozentin, Supervisorin) Teilnehmende des Lehrgangs. Im DozentInnenteam und im SupervisorInnenteam  sind weiterhin viele ehemalige Weiterbildungskandidatinnen und neu auch einige DozentInnen des Meilener Instituts, welches leider 2024 schliessen musste.

Von Anbeginn war es die wichtige Aufgabe des Vereins, das ökologisch-systemische Denken weiter zu verbreiten. Zu diesem Zweck führt der Verein das Institut und vernetzt seine Mitglieder die alle eine ökologisch-systemische Ausbildung abgeschlossen haben. Bis 2022 wurde alle 2 Jahre ein neuer Aufbaukurs gestartet. Seither wird jedes Jahr ein neuer Kurs gestartet.

Die Kurse in Paar- und Familientherapie die an der Culmannstrasse bereits angeboten wurden (seit 1980), wurden am Institut als drei-semestrige Paartherapiekurse bis 2005 fortgesetzt. Anschliessend wurde jährlich ein Paartherapiekurs (2-semestrig) angeboten. Dieser Kurs ist traditionsgemäss für ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, sowie SexologInnen mit einer gesprächstherapeutischen Grundausbildung unterschiedlicher Therapierichtungen konzipiert.

Seit 2023 gibt es neu einen Jahreskurs in Führung und Supervision im klinischen Alltag, kurz FSK. Dieser Kurs steht leitenden PsychotherapeutInnen aller Schulen offen, sowie SupervisorInnen in eigener Praxis.

Sowohl der Paartherapiekurs, wie auch der FSK werden neu zusammen mit der Hochschule Ost auch als CAS angeboten. Nach den Modulen bei uns am Institut müssen die TeilnehmerInnen für den CAS noch Module an der Hochschule Ost besuchen und eine Abschlussarbeit schreiben.

Von Beginn an widmete sich dieses Institut der Fort- und Weiterbildung von Psychotherapeuten (Psychologen und Ärzte) in Einzel-, Paar- und Familientherapie im Sinne des ökologisch-systemischen Ansatzes. Da beide Berufsgruppen im klinischen Alltag eng zusammenarbeiten müssen, ist es eine Tradition seit der Gründung des Instituts, dass ÄrztInnen und PsychologInnen immer miteinander die ersten beiden Jahre der psychotherapeutischen Ausbildung absolvieren. Anschliessend müssen die PsychologInnen zwei weitere Jahre (Graduierungskurs) machen, die für die FMH-Richtlinien nicht notwendig sind, aber den viele ÄrztInnen dennoch zusätzlich absolviert haben und absolvieren. Die Anforderungen an diese beiden Berufsgruppen haben sich über die Jahre massiv verändert. Neue Anerkennungsbestimmungen vom Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) und dem Fachverband der Schweizer Psychologen (FSP), sowie aktuell vom BAG haben das Institut immer wieder zu Anpassungen und Neuausrichtungen herausgefordert. Der Verein und insbesondere der Vorstand hat diese Veränderungen stets mitgetragen und für Verbesserungen des Weiterbildungsganges zu nutzen gewusst.

Institutsleitung wird etabliert

2021 wurde Barbara Ganz als Institutsleitung vom Vorstand angestellt. Sie ist seither für die operative Aufgabe der Führung des Instituts verantwortlich. 2024 wurde Sebastian Haas mit dem Mandat vom Vorstand betraut, die Zusammenarbeit mit der Institutsleitung zu realisieren. Er ist seither Hauptansprechperson für Anliegen der Institutsleitung oder für Anliegen des Vorstands an die Institutsleitung.

Umzug nach 25 Jahren Klosbachstrasse

Die Entscheidung fiel an der MV 2022, als die Mitglieder dem Vorstand den Auftrag gaben, nach neuen Räumlichkeiten für das Institut zu suchen.

Nach Covid fühlten sich die KursteilnehmerInnen und DozentInnen zunehmend eingeengt in den alten Räumen. Der fehlende Lift und die Hitze im Sommer waren weitere Punkte die vertrauten und gemütlichen Räume aufzugeben. Der im 2024 auslaufende Mietvertrag, der ansonsten wieder um 5 Jahre hätte verlängert werden müssen machte es nötig bald nach einer Lösung zu suchen.

Und wir hatten nach vielen vergeblichen Versuchen grosses Glück:

Ab April 2024 zog das Institut nach 25 Jahren aus den Räumen der Klosbachstrasse 123 in neue schöne und grosszügigere Räume an der Seefeldstrasse 303 um. In diesen offenen, grosszügigen Räumen fühlen wir uns alle sehr wohl. Sie haben einen positven Einfluss auf das Lernklima in den Kursen.

Parallel musste 2024 auch die 2. Akkreditierung, diesmal ohne die FSP als übergeordnete Organisation durchgeführt werden. Hier haben Barbara Ganz zusammen mit Lukas Scherer, Barbara Hauser und Maria Auricello grosse Arbeit geleistet.

Was aber ist mit den Konzepten der Gründermütter und –väter geschehen?

Der ökologisch-koevolutive Ansatz von Jürg Willi und seinem Team wurde im Grossen und Ganzen bis in die heutige Zeit in jedem Ausbildungsgang vermittelt. Anpassungen wurden am Kollusionskonzept vorgenommen. In den ersten Büchern (Die Zweierbeziehung und Therapie der Zweierbeziehung) hat Jürg bestimmte Formen von Kollusion beschrieben, die zu Schubladisierung anregen, was aus der heutigen Sicht nicht mehr zeitgemäss erscheint.

Heute wird der Fokus zum Teil auch mit den PatientInnen erarbeitet, was im Sinne der KlientInnenkompetenz und der Transparenz therapeutisch sehr wertvoll ist.

Das ökologische Modell ist heute fest eingebettet in die systemische Therapie und wird als ökologisch-systemische Therapie vermittelt und gelehrt.

In neuerer Zeit setzt sich das TherapeutInnenteam intensiv mit dem ökologischen Paradigma von Thomas Fuchs auseinander. Sein Ansatz vom Enaktivismus und dem Embodiement passen hervorragend zum ökologisch-systemischen Denken und erweitern dieses um die Ebene des subjektiven Erlebens und der Intersubjektivität zwischen TherapeutInnen und PatientInnen, sowie der Leiblichkeit des Menschen. Der Leib als der subjektiv erlebte Körper wird stärker in die Diagnostik und Therapie einbezogen. Am 27.1.25 war Thomas Fuchs bei uns am Institut und wir DozentInnen und der Vorstand konnten gemeinsam mit ihm die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte herausarbeiten. Damit wurde ein spannender Prozess angestossen, der das ökologisch-systemische Denken sehr bereichert.

Im Rahmen eines neuen Lehrbuches werden der systemische, der ökologisch-systemische und der enaktivistische Ansatz für unsere WeiterbildungskandidatInnen ab Herbst zur vertieften Auseinandersetzung zur Verfügung stehen. Welche neueren Entwicklungen sich daraus ergeben können, kann jetzt noch nicht abgeschätzt werden.

Jedenfalls ist ein 2. Band des Lehrbuchs für 2026/ 2027 geplant, wo alle drei Ansätze auf ihre Anwendbarkeit bei verschiedenen Syndromen in unterschiedlichen Lebensabschnitten untersucht und angewendet werden.

Robert Frei und Bernadette Ruhwinkel Mai 2025